Erweiterung Kunst Museum Winterthur / Beim Stadthaus

Die lange Zeit geplante, schliesslich in Form eines Provisoriums verwirklichte Erweiterung des Kunst Museum Winterthur / Beim Stadthaus schafft die räumlichen Voraussetzungen, nicht nur Wechselausstellungen, sondern auch die umfangreiche Sammlung des Kunstvereins permanent zu präsentieren.

Das neue Gebäude ist über eine Passerelle mit den Museumsräumen des Altbaus von Rittmeyer & Furrer verbunden. Die Ausstellungsräume der Erweiterung sind schlichte, recht­wink­lige Räume mit nach Nor­den gerichteten Shedoberlichtern. Durch ein einfaches Raster wird die ca. 1000 Quadratmeter messende Grundfläche in verschiedene Räume mit unter­schiedli­chen Grössen und un­ter­schiedlichen Proportio­nen ge­teilt. Während des Rundgangs betritt man die einzelnen Räume an jeweils unterschiedlichen Stellen, so dass sich für den Besucher der Eindruck feiner räumlicher Differenzierung einstellt. Drei grosse Fenster bilden Ausblicks- und Orientie­rungsmög­lichkeiten. Entsprechend der kostenbedingten, indu­striebauartigen Kon­struktions- und auch Belich­tungsweise des Gebäudes ist auch die Grundrissanlage ohne Er­schliessungsräume sehr ökonomisch und rationell. Die Eingeschossigkeit der Museumsanlage erlaubt neben der Belichtung aller Räume mit zenitalem Licht eine flexible Zuordnung der Räume zu verschiedenen Ausstellungsgruppen.

Ohne in den Ausstellungsräumen provisorisch zu wirken, gehorcht der Erweiterungsbau in seiner konstrukti­ven und materialmässigen Beschaffenheit weitgehend den Gesetzen eines Provisoriums. Diese Haltung bedingt einen schichtwei­sen, quasi zweigesichti­gen Auf­bau: gewohnte, dauerhafte und möglichst fugenlose Materia­lien in den Innenräumen und additive, rasch montier- und demontierbare, rezyklierbare Ele­mente als Kon­struktion, Isolation und Verklei­dung. So ist das Innere des Gebäudes vorwiegend massiv in die tragende, leichte Stahlkonstruktion hin­ein­gebaut. Gipsmauerwerk bildet grossflächige, fugenlose Wände, und ein gegossener, schwimmender Hartbe­tonboden dient dazu, grössere Lasten aufzunehmen.
Die Isolation erfolgt mit handelsüblichen, Isolati­ons­kas­setten, die frei spannend auf der Stahlkonstruktion befestigt werden. Mit diesen vorverzinkten, perforierten Kassetten sind die Deckenuntersicht des Erdgeschosses und die Fassaden isoliert. Den Wetterschutz der Kassetten übernehmen feuerverzinkte Bleche auf dem Dach und vertikal aneinander gereihte Glasprofile an den Fassaden. Dieselben Glasprofile, mit Luftzwi­schen­räu­men versetzt, dienen im Erdgeschoss dazu, die Parkplätze zu belich­ten und zu belüf­ten, während sie gleichzeitig den scheinbar über der Garage schwebenden Museumsbau «erden».

Ort Winterthur

Nutzung 9 Ausstellungsräume, Passerelle zum bestehenden Museum, Parkfläche im offenen Erdgeschoss

Wettbewerb 1993, 1. Preis

Planung/Ausführung 1994–1995

Bauherrschaft Kunstverein Winterthur

Geschossfläche 2'364 m2

Team GG Planung/Ausführung: Michael Widrig (Projektleitung), Stefan Gasser
Wettbewerb: Michael Widrig

Bauingenieur Branger & Conzett AG, Chur

Haustechnik Waldhauser Haustechnik AG, Basel

Tageslichttechnik Institut für Tageslichttechnik Stuttgart, Deutschland

Kunstlichttechnik Lichtdesign Ingenieurgesellschaft mbH, Köln, Deutschland

Fotos © Heinrich Helfenstein

Auszeichnungen Mies van der Rohe Award for European Architecture – Finalist, 1997

Verkehrshaus der Schweiz – Mehrzweckgebäude «House of Energy»

Mit dem neuen Mehrzweckgebäude entsteht ein Ersatzbau für die ehemalige «Schienenhalle 1» von Otto Dreyer aus den Gründungsjahren des Verkehrshauses. Der Neubau soll nunmehr – wie der Name verspricht – mehrere Nutzungen beherbergen. Wie sein Vorgänger bietet er im Erdgeschoss Raum für Ausstellungen – neu für Wechselausstellungen ebenso wie weiterhin auch für Exponate des Schienenverkehrs. Zusätzlich bildet das Erdgeschoss des Mehrzweckgebäudes einen einladenden zweiten Eingangsbereich für den Museumskomplex zur Haldenstrasse und zum 2007 eröffneten Bahnhof «Verkehrshaus Luzern». Hierhin wenden sich auch ein Shop und weitere Zugänge für die Nutzungen in den Obergeschossen.

Im ersten Obergeschoss entstehen drei neue Konferenzsäle, als Erweiterung der heutigen Kongressnutzung im «Futurecom» Gebäude. Vom Foyer aus blicken die Kongressteilnehmerinnen in den hohen Ausstellungsraum und auch auf die «Arena». Die drei darüberliegenden Geschosse sind Büronutzungen vorbehalten. Sie gruppieren sich um einen erhöht gelegenen, begrünten Innenhof und dienen insbesondere der Administration des Verkehrshauses sowie zugewandten Organisationen und Ausstellungspartnern. Das Kellergeschoss nimmt nicht nur ergänzende Nebenräume auf, sondern auch die neue Energiezentrale für das ganze Verkehrshaus-Areal – eine Wärmepumpenheizung, die mit Seewasser betrieben wird.

Das neue Volumen ist mächtiger als der Vorgängerbau und orientiert sich in seinen Höhenabmessungen am benachbarten Bestandsgebäude des IMAX-Filmtheaters. Das Vieleck der Grundform reicht zusammen mit den Frischluftbalkonen der Bürogeschosse zum Zylindergebäude hinüber und fasst mit diesem zusammen einen Zwischenraum, welcher der Belichtung und der Logistik dient. Zur Haldenstrasse bildet der Baukörper mit einer Auskragung eine regengeschützte Zone vor dem Eingang und einen Freiluft-Ausstellungsbereich. Dabei bleibt die Zufahrt von Lokomotiven in die bestehende «Schienenhalle 2 & 3» weiter möglich.

Hohe statische Anforderungen, die der schwierige Untergrund an die Fundation stellt, sowie der Wunsch nach einer stützenfreien Ausstellungshalle von bis zu 30 m Breite, begründen die Wahl von Stahlbeton als Baumaterial für die Tragkonstruktion und die Treppenhauskerne. Die Deckenplatten der Büros gewähren die nötige thermische Massenanbindung und nehmen die Heizschlangen des thermoaktiven Bauteilsystems (TABS) sowie akustisch wirksame Stabelemente auf – dadurch kann auf weitere Verkleidungen verzichtet und gleichzeitig die Raumhöhe optimiert werden. Dämmstärken von bis zu 30 cm und ein moderater Öffnungsanteil mit Fensterbändern lassen gute Energieverbrauchszahlen erwarten. Der Neubau ist Minergie-P zertifiziert.

Analog zur vielfältigen Nutzbarkeit des Gebäudes werden auch an die Fassadenhülle mehrere und unterschiedliche Ansprüche gestellt. Neben der Wärmedämmung und dem sommerlichen Sonnenschutz sollte die Aussenwand auch akustisch wirksam sein, d.h. Schallreflexionen des Strassenlärms in Richtung der hangseitigen Wohnbebauungen und der «Arena» dämpfen. Wie die meisten Gebäude des Museumskomplexes besitzt es eine Metallfassade. Sie besteht beim Mehrzweckgebäude aus genormten Metallkassetten, wie sie im Industriebau häufig als Unterkonstruktionen eingesetzt werden. Die perforierten Bleche erfüllen in Kombination mit den dahinterliegenden Dämmschichten die genannten Ansprüche und bilden das verhüllende, gleichzeitig blickdurchlässige und transluzente Kleid, das auch als Brise-Soleil wirkt und überdies der Halterung für die Photovoltaik-Elemente dient.

Photovoltaik nicht nur auf den Dachflächen, sondern auch an den Fassaden anzuwenden, ist eine Herausforderung für den Entwurf und nach wie vor auch für die Akzeptanz. Die monokristallinen PV-Elemente sind entsprechend der verschiedenen Ausrichtungen der Fassaden unterschiedlich dicht verteilt. Die Anordnung in Gruppen von acht Elementen mit je einer Lücke wurde mit dem Künstler und Geometrieingenieur Urs Beat Roth entwickelt. Aus der Verteilung der Paneele, überlagert mit der Gliederung der Fensterbänder und dem Raster der Metallkassetten, resultiert ein variierendes Zusammenspiel. Es ist ein Versuch, die nützlichen, aber als unästhetisch geltenden Energieproduzenten zu einem integralen Bestandteil der Fassadengestaltung zu machen, ohne sie durch Beschichtungen oder Sonderverglasungen in ihrer Effizienz zu beeinträchtigen.

Ort Luzern

Nutzung Ausstellungsräume, Shop, Konferenzräume, Büros

Beauftragung 2017

Planung/Ausführung 2017–2023

Bauherrschaft Verkehrshaus der Schweiz, Luzern

Geschossfläche 7'985 m2

Team GG Planung/Ausführung: Christian Maggioni (Teamleitung), Philippe Volpe (Projektleitung), Anne Spiegler, Chee Xu, Milica Brockmann

Bauleitung Büro für Bauökonomie AG, Luzern

Bauingenieur Schubiger AG Bauingenieure, Luzern

Elektrotechnik Scherler AG, Luzern

Haustechnik Markus Stolz + Partner AG, Luzern

Bauphysik RSP Bauphysik, Luzern

Brandschutz GRP Ingenieure AG, Rotkreuz

Fassadenplanung Rood AG Metallbauplanung, Stans

Weitere Künstler / Geometrieingenieur (Anordnung der PV-Elemente):
Urs Beat Roth, Zürich

Visualisierung Indievisual, Zürich

Fotos Seraina Wirz, Zürich
Film: Severin Kuhn, Zürich

FILM  

Verkehrshaus der Schweiz – Eingangsgebäude

Das heutige Projekt basiert auf dem Wettbewerb von 1999. Damals war eine städtebauliche Vision für die schrittweise Erneuerung des Verkehrshausareals mit seinen verschiedenen Bauten für die unterschiedlichen Verkehrsträger gefragt, ebenso wie ein Neubauprojekt für die Halle für Strassenverkehr. Bereits in der ersten Bauetappe zwischen 2005 und 2009 konnte neben dem Ersatzbau für die Halle für Strassenverkehr (HSV) auch ein neues Eingangsgebäude (FutureCom) erstellt werden. Diese städtebauliche Rochade erlaubte das Freispielen eines zentralen Hofraumes (Arena), der unbebaut bleibt und Platz schafft für temporäre, themenbezogene Ausstellungen einerseits und für den Bewegungsdrang und Spieltrieb der jungen Besucherinnen und Besucher andererseits.

Das neue Eingangsgebäude stellt eine brückenartige Verbindung zwischen den Bestandsbauten an der Lidostrasse her (dem Filmtheater, der Halle für Schienenverkehr und dem Hochhaus mit angrenzendem Planetarium). Es fasst im Erdgeschoss den Empfangs- und Shopbereich und zwei Restaurants: Das eine ist zum See orientiert, das andere ist ein Selbstbedienungsrestaurant, das sich fingerartig in die Arena hineinstreckt. Im ersten Obergeschoss befinden sich die Ausstellungsfläche für Kommunikationsmedien, der neue Zugang zum Planetarium sowie die Haustechnik. Das zweite Obergeschoss enthält den Kongressbereich mit einem Kongresssaal für fünfhundert Gäste, einem grosszügigen Foyer und drei Sitzungszimmern. Eine weite Öffnung in der Decke der Eingangshalle eröffnet diverse Sichtbezüge ‚kreuz und quer‘ durch das Haus – ins Ausstellungsgeschoss und bis hinauf ins Kongressgeschoss. Gläserne Fassaden bilden den Witterungsschutz und zeigen oder verbergen je nach Blickwinkel hunderte von ‚zwischengelagerten' Rädern, Propellern, Felgen, Turbinen, Zahnrädern, Steuerrädern, Transmissionsrädern, Bootsschrauben. Die mechanischen Teile hängen dicht an dicht auf Gitterrosten vor der Gebäudeisolation. Sie scheinen auf, prangen, blinken und werben, bevor sie hinter der grünblauen Glasfassade wieder abtauchen. Üppig und heterogen wie eine Pokalsammlung bildet das Sammelsurium aus Deponaten und entstaubtem, rezykliertem Altmetall eine Hommage an das Rad als Grundelement mechanischer Bewegung.

Ort Luzern

Nutzung Eingangsgebäude Verkehrshaus-Areal, Verbindung zwischen Bestandsgebäuden: Empfang, Shops, Restaurants, Ausstellungsräume, Kongressbereich, Saal für 500 Gäste

Wettbewerb 1999, 1. Preis

Planung/Ausführung 2005–2009

Bauherrschaft Verkehrshaus der Schweiz, Luzern

Geschossfläche 7'181 m2

Team GG Caspar Bresch (Team-/Projektleitung), Mark Ziörjen, Damien Andenmatten, Gaby Kägi, Gilbert Isermann

Totalunternehmung Karl Steiner AG, Luzern

Landschaftsarchitektur Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten, Zürich

Bauingenieur Henauer Gugler AG, Luzern

Elektrotechnik Scherler AG, Luzern

Haustechnik Wirthensohn AG, Luzern

Ausstellungsarchitektur Beratung: Lars Müller, Baden und Peter Regli, Zürich

Fotos © Heinrich Helfenstein

Adresse Lidostrasse 5, CH – 6006 Luzern

Auszeichnungen Auszeichnung guter Baukultur Kanton Luzern 2005–2016, Anerkennung

Kirchner Museum Davos

Publikationen über das Kirchner Museum Davos
nationale Presse / Fachpresse seit 1991 (PDF Download)
internationale Presse / Fachpresse seit 1991 (PDF Download)

 

Das Hauptziel bestand darin, der Kunst Ernst Ludwig Kirchners Ausstellungsräume zur Verfügung zu stellen, die das Werk des Künstlers weder überhöhen noch zu ihm in Konkurrenz treten.
Die vier Ausstellungssäle im Erdgeschoss des Museums sind daher mit grosser Zurückhaltung gestaltet. Weisse Wände fügen sich mit dem Eichenparkettboden und der von Wand zu Wand reichenden Glasdecke jeweils zu einem einfachen Kubus – in der räumlichen Wirkung vergleichbar den Ausstellungssälen der Kunsthallen aus der Zeit der Jahrhundertwende.
Das durch die Lichtdecke in die Ausstellungssäle fallende Tageslicht dringt nicht von oben, sondern – von liegendem Schnee nicht behindert – seitlich in die Oberlichtlaternen ein. Die grossen, über den Ausstellungssälen angeordneten Oberlichtlaternen enthalten auch die Kunstlichtinstallation für den Abendbetrieb.

Zwischen den Saalkuben befindet sich das komplexe Volumen einer Erschliessungshalle aus Sichtbeton. Die Halle ist Ort der Ankunft, Orientierung und Information. Auf dem Rundgang gelangen die Besucher immer wieder in diese Halle, von der aus sie auf den umliegenden Park, die Strasse und die Landschaft blicken können – auf die Ortschaft Davos also, die Kirchner als Sujet diente.
Die Gebäudehülle des Museums, bestehend aus unterschiedlich transparenten, matten und glänzenden Gläsern, ist inspiriert vom hellen, alpinen Licht des Davoser Tals. Das Gebäude spielt und arbeitet mit diesem Licht. Je nachdem, ob sie Ein- und Ausblicke gewähren sollen oder ausschliesslich der Belichtung dienen, sind die Gläser unterschiedlich behandelt: klar und spiegelglatt als thermische Begrenzung der Erschliessungshalle; mattiert im Bereich der Oberlichter, um das Licht diffus zu machen; profiliert und mattiert als durchscheinende Fassadenverkleidung vor der Wärmedämmung der Betonwände. Glasscherben (Abfallglas) als «letzter» Zustand des Glases beschweren als glitzernder Kies das Dach.
Die Kerne des Museums, die hohen Kuben der Ausstellungsräume, sind innerhalb der kleinen Parkanlage zwischen die bestehende Baumbepflanzung gestellt. Sie widerspiegeln in ihrer Anlage gleichsam die Davoser Siedlungsstruktur mit deren lose nebeneinander gestellten Flachdachbauten.

Ort Davos

Nutzung 4 Ausstellungsräumen, Erschliessungshalle, Didaktikraum, Bibliothek, Sitzungszimmer, Büros, Werkstätten, Depots

Wettbewerb 1989, 1. Preis

Planung/Ausführung 1990–1992

Bauherrschaft Kirchner Stiftung Davos

Geschossfläche 2‘208 m2

Team GG Annette Gigon, Mike Guyer, Judith Brändle, Raphael Frei

Bauleitung Annette Gigon / Mike Guyer Architekten, Zürich
Mitarbeit: Urs Schneider

Landschaftsarchitektur Roland Raderschall Landschaftsarchitekten AG, Meilen

Bauingenieur Vorprojekt: Aerni + Aerni Ingenieure AG, Zürich
DIAG Davoser Ingenieure AG, Davos

Elektrotechnik K. Frischknecht AG, Chur

Haustechnik 3-Plan Haustechnik AG, Winterthur

Lichtplanung Institut für Tageslichttechnik Stuttgart, Deutschland

Signaletik Lars Müller, Baden

Fotos © Heinrich Helfenstein

Auszeichnungen Tageslicht-Award der Velux Stiftung, 2012
Auszeichnung «Bauen in den Bergen» Sexten Kultur, 1995
Auszeichnung guter Bauten des Kantons Graubünden, 1995

Fondazione Marguerite Arp

Das eindrucksvolle Grundstück im kleinteiligen Einfamilienhausquartier von Solduno,  umfasst sowohl einen grossen, sehr steil ansteigenden Hang, der bis zum Waldrand des Hügels hinauf reicht, als auch eine leicht angehobene, ebene Fläche mit schönem Baumbestand. Das ehemalige Wohnhaus von Hans Arp und seiner zweiten Ehefrau Marguerite Arp-Hagenbach – der heutige Sitz der Fondazione Marguerite Arp-Hagenbach – liegt als winkelförmiges Gebäude im flachen, südöstlichen Bereich, während das neue Gebäude, am westlichen Parzellenrand sitzt. Beide Bauten liegen am Fuss des Hügels und spannen zwischen sich den malerischen Garten mit seinen dunklen, hohen Bäumen auf.

Aufgrund der potenziellen Gefährdung des Depots durch den rückwärtigen steilen Hang mit Steinschlag und Erdrutschen einerseits und den klimatischen Bedingungen im warmen Tessin andererseits ist das kleine Gebäude sehr robust gebaut und gut gedämmt. Das Tragwerk besteht aus Stahlbeton und die Aussenwände sind als doppelte Betonschalen ausgebildet. Der Eingang und die beiden Fenster sind vom Hang abgewendet. Die Betonfassaden formen erhabene Felder über den Öffnungen aus und überkragen und schützen sie. Kastenfenster mit Sonnenstoren im natürlich durchlüfteten Zwischenraum erlauben die Regulierung des Lichteinfalls bei allen Windverhältnissen.

Der zweigeschossige Neubau beinhaltet Depots und Werkräume à Niveau mit der Strasse und einen Ausstellungsraum im ersten Obergeschoss für die Kunstwerke der Sammlung. Eine einläufige Treppe und ein Lift führen hinauf. Der einfache, rechtwinklige Ausstellungsraum besitzt weisse Wände, ebenfalls einen Betonboden und wird mit Kunstlicht, sowie mit einem grosszügigen Fenster belichtet, das den Besuchern auch Aussicht auf den Garten und das Wohnhaus des Künstlers bietet.

fondazionearp.ch

Ort Locarno-Solduno

Nutzung Ausstellungsraum für Kunstwerke der Sammlung, Kunstdepot

Beauftragung 2008

Planung/Ausführung 2008–2014

Bauherrschaft Fondazione Marguerite Arp, Solduno

Geschossfläche 304 m2

Team GG Barbara Schlauri (Projektleitung), Urs Meyer, Damien Andenmatten

Bauleitung Silvano Lanzi, Architetti associati, Verscio

Kosten/Terminplanung Silvano Lanzi, Architetti associati, Verscio

Bauingenieur De Giorgi & Partners, Muralto

Elektrotechnik Scherler Ingegneri Elettrici, Lugano

Haustechnik Studio AGS, Locarno

Fotos © Shinkenchiku-sha, Tokyo
© Roman Keller

Adresse Via alle Vigne 46 CH - 6600 Locarno-Solduno

FILM

Löwenbräu-Areal – Kunstzentrum, Wohnhochhaus und Bürogebäude

Die Geschichte des Löwenbräu-Areals, einer ehemaligen Bierbrauerei, ist geprägt durch häufiges Umbauen, Ergänzen und Ersetzen bestehender Gebäudeteile. Hierbei stellt die Umnutzung vom Brauereibetrieb zum Kunsthallen- und Galeriekomplex in den 1990er-Jahren einen entscheidenden Wendepunkt dar. Das neue Projekt basiert auf dieser jüngsten, erfolgreichen Umnutzung und ergänzt und steigert die Vielfalt des bestehenden Komplexes nochmals um neue Wohn-, Büro- und Ausstellungsnutzungen. Der denkmalpflegerische Erhalt der Bausubstanz bildet dabei eine wichtige Massnahme für die Identität des ehemaligen Industriequartiers und belässt ein wichtiges Kapitel der Stadtgeschichte lesbar.

Das städtebauliche Konzept sieht innerhalb der bestehenden Anlage eine Konzentration auf drei bauliche Eingriffe in Form von Neubauten vor: den Neubau West als Erweiterung der Kunstnutzungen, den Büroneubau Ost und das Wohnhochhaus Mitte. Letzteres prägt als Hochhaus zusammen mit dem Stahlsilo und den Silos der Swissmill die Silhouette des Areals und ein Stück weit sogar die der Stadt neu.
Durch die Ergänzung des Gebäudebestandes mit Neubauten entsteht auf selbstverständliche Art eine neue städtebauliche Einheit mit dem Wohnhochhaus Mitte als herausragender Figur. Die langgestreckten Altbauten mit dem Brauereihauptgebäude an der Limmatstrasse werden durch die Aufstockung des Kunstraums im Westen und den höheren Kopfbau des Büroneubaus Ost am Bahnviadukt eingefasst.
Die Öffentlichkeit kann das neue Löwenbräuareal nunmehr aber nicht nur von der Strasse und von fern, sondern auch über seine zwei Höfe erfahren. Der historisch geschützte ehemalige Brauereihof erschliesst die angrenzenden Gebäude und gewinnt als verkehrsfreier Aussenraum Aufenthaltsqualitäten. Am offeneren Kunsthof befinden sich der neue hofseitige Eingang zu den Kunstinstitutionen, die Besucherparkplätze und die Anlieferung.
Der Neubau West bildet zusammen mit den Gebäudeteilen ‚Erschliessung Kunst‘ und der ‚Aufstockung Kunst‘ einen gewinkelten Körper, der hofseitig an die vormaligen Werkstätten angebaut ist. Er enthält Ausstellungsräume für Kunst, ein Boarding House und Büros. Die Ausstellungsräume sind zusammen mit einem multifunktionalen Raum frei einteilbar, über Seitenfenster belichtet und direkt vom Bauteil ‚Erschliessung Kunst‘ her zugänglich. Die ‚Erschliessung Kunst‘ bietet eine neue, grosszügige Treppenhalle mit Liften. Die Treppenhalle ist im Erdgeschoss an den durchgehenden Eingangsraum mit Zugängen von der Limmatstrasse und an den Kunsthof angeschlossen.
Das Wohnhochhaus Mitte mit seiner grossen Auskragung nach Süden beinhaltet pro Geschoss eine bis vier Wohnungen, insgesamt 37, mit jeweils mehrseitiger Orientierung und Aussicht auf die Stadt, den See und das Limmattal. Das Hochhausvolumen geht in einen winkelförmigen Sockelbau über, der im Brauereihof fusst. Die 21 Wohnungen im Sockel sind nach Süden auf den ruhigen Hof orientiert. Im Erdgeschoss befinden sich eine Passage zwischen den beiden Höfen, die Eingangshallen der Wohnungen sowie Dienstleistungsnutzungen.
Der Büroneubau Ost ist ebenfalls ein winkelförmiges Volumen mit einem höheren Gebäudeteil an der Limmatstrasse und einem niedrigeren zwischen dem Dammweg und dem Brauereihof. Im Erdgeschoss ist unter der Auskragung die Eingangslobby der Büros angeordnet, im Hof befindet sich der Zugang zu den Galerie- und Ladenräumen. In den oberen Bürogeschossen lassen unterschiedliche Raumtiefen verschiedene Bürotypen zu.
Die Fassaden der Neubauten Wohnhochhaus Mitte und Büroneubau Ost sind in Anlehnung an die farbigen Ziegelsteine der Altbauten aus profilierten keramischen Elementen konzipiert, die schwarz und rot glasiert sind. Doppelte Aluminiumfenster mit zusätzlichen Lüftungsflügeln bestehen aus einem äusseren Einfachglas, einem inneren Isolierglas und einem dazwischenliegenden Sonnenschutz. Speziell für das Wohnhochhaus konstruierte Kipp-Hub-Fenster lassen sich grossflächig unter die Decke fahren und verwandeln in den warmen Jahreszeiten den Innen- in einen Aussenraum.
Der Wohnturm Mitte ragt hinter der vielfältigen Gebäudezeile mit Alt- und Ergänzungsbauten entlang der Limmatstrasse als dunkel glänzende Figur auf. Die Wandflächen bilden Gitterstrukturen, deren Keramikoberflächen je nach Lichtsituation in die Fensterflächen übergehen und der Stadt wechselnde Ansichten bieten.
Der rote Büroneubau Ost orientiert sich nicht nur hinsichtlich seines Materials, sondern auch farblich an der Grundstimmung der Altbauten. Die Wellenstruktur, der Materialglanz und die bündigen Fenster verankern das Gebäude jedoch auch in der Gegenwart.
Der Neubau West ist als innen gedämmte, homogene Konstruktion aus weissem Beton konzipiert. Die Fenster in den Kunsträumen sind Kastenfenster. Während Neu- und Altbauteile hier volumetrisch und bezüglich ihrer Nutzung eng miteinander verschränkt sind, setzt sich die Materialität des Ergänzungsbaus vom Bestand ab. Es entsteht ein Ensemble, das den dreidimensional ausgreifenden Neubaukörper ablesbar belässt und die neuen Kunstnutzungen innerhalb des Komplexes auszeichnet.

Ort Zürich

Nutzung Umbau und Erweiterung einer ehemaligen, zum Teil unter Denkmalschutz stehenden Bierbrauerei; Museen, Galerien, Veranstaltungssaal, Ateliers, Ladenflächen, 58 Wohnungen 2.5–5.5 Zimmer (21 Hofwohnungen, 37 Turmwohnungen), Büroneubau, Lagerflächen, Tiefgarage

Wettbewerb 2003, zwei 1. Preise: Gigon/Guyer und Atelier WW Architekten

Planung/Ausführung 2005–2014

Bauherrschaft PSP Properties AG

Geschossfläche 48‘328 m2

Team GG Wettbewerb:
Gigon/Guyer: Volker Mencke
Atelier WW: Martin Danz
Planung/Ausführung:
Mitarbeit Gigon/Guyer:
Volker Mencke (Planungs-/Teamleitung), Bettina Gerhold, Daniel Friedmann, Reto Killer, Kathrin Sindelar, Damien Andenmatten, Yvonne Grunwald, Alex Zeller, Pieter Rabijns

Totalunternehmung Steiner AG, Zürich

Landschaftsarchitektur Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten, Zürich

Bauingenieur Arbeitsgemeinschaft Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG, Zürich Henauer Gugler AG, Zürich

Elektrotechnik Planung/Submission: Schneider Engineering + Partner Zürich AG, Zürich
Ausführung: Mosimann & Partner, Zürich; Schmidiger + Rosasco, Zürich

Haustechnik Gruenberg + Partner AG, Zürich

Bauphysik braune roth ag, Binz

Brandschutz Makiol + Wiederkehr Dipl. Holzbau-Ingenieure HTL/SISH Beinwil am See

Fassadenplanung Planung/Submission: gkp fassadentechnik ag, Aadorf
Ausführung: Josef Gartner GmbH, Gundelfingen

Signaletik Integral Ruedi Baur, Zürich
Umbau Eingangsbereich: Teo Schifferli, Zürich
Signito, Zürich

Farbgestaltung Harald F. Müller, Öhningen, Deutschland

Fotos Löwenbräukunst, Umbau Eingangsbereich: © Roman Keller
© Thies Wachter
© Shinkenchiku-sha, Tokyo
Kunsthalle Zürich Ausstellungen: © Stefan Altenburger Photography
Luma Westbau Schwarzescafé: mit freundlicher Genehmigung Luma Westbau | Luma Stiftung © Stefan Altenburger
Wohnung Hof: © Laura Egger
© Christian Scholz
Baustelle: © Thomas Zwyssig

Kunstzentrum

Wohnturm

Brauerei Hauptgebäude

Büroneubau Ost

Geschichte

Kunst-Depot, Galerie Henze & Ketterer

Das Kunst-Depot der Galerie Henze & Ketterer bietet einerseits Lagerflächen für Kunstwerke, andererseits dient es als Schauraum; als Schauraum für Kunden, die dieses oder jenes Kunstwerk besichtigen wollen, das nicht gerade in den nahe gelegenen, schon bestehenden Galerieräumen ausgestellt ist; als Schauraum aber auch im Sinne zusätzlicher Galerieräume, in denen zeitgenössische Kunst für interessierte Betrachter gezeigt wird. Insbesondere die beiden oberirdischen Geschosse des Kunst-Depots sollen künftig alle drei Nutzungsmöglichkeiten erlauben, wobei zu Beginn vor allem das oberste Geschoss als Galerieraum genutzt wird.

Die Geschossflächen sind nicht unterteilt. Gegliedert werden sie lediglich durch den Erschliessungskern mit angelagerten Nasszellen und durch eine mittige Tragwand, die auch als Installationswand dient. Im Erd- und im Dachgeschoss erlauben je zwei Fenster, die Werke unter Tageslichtbedingungen zu betrachten, sie bieten aber auch Sicht ins Freie.

Um die Gefahren von Wasserschäden für die Kunstwerke zu minimieren, werden die Räume nur mittels Luft geheizt, befeuchtet und entfeuchtet. Und um die Klimawerte im Inneren des Kunst-Depots möglichst stabil zu halten, wurde sowohl die Wärmedämmung als auch die Masse der Tragkonstruktion aus Backstein und Beton maximiert; selbst das Satteldach wurde betoniert. Die Fassadenkonstruktion mit vorgehängtem, perforiertem Blech trägt zur Verminderung der Sonneneinstrahlung auf Fenster und Fassaden bei.

Sowohl die Dachflächen als auch die Fassadenverkleidungen bestehen aus Tetra-Blechen, einem gebräuchlichen Material für Lagergebäude. Den spezifischen Ausdruck gewinnt der Bau jedoch durch das Aufteilen der Fassadenverkleidung in zwei perforierte Schichten. Ähnlich einem Vorhang ist die äussere Hülle buchstäblich nur ‚vorgehängt‘. Die glatten, rechtwinkligen, aber schräg abgekanteten Ortbleche verweisen an der Fassade auf die trapezförmige Grundrissform des Baukörpers.

Die Grundrissform resultiert aus dem Bestreben, auf dem glockenförmigen Grundstück sowohl die Grundfläche als auch die Freifläche zu optimieren. Die Gebäudeform antwortet auf die bestehende Baugesetzgebung, welche in Anlehnung an die eindrucksvollen traditionellen Bauernhäuser der Region innerhalb der Ortsbildschutzzone des Dorfes auch für Neubauten Satteldächer und Dachvorsprünge verlangt.

Ort Wichtrach

Nutzung Ausstellungsraum, Kunst-Depot, Lagerräume

Beauftragung 2002

Planung/Ausführung 2002–2004

Bauherrschaft Galerie Henze & Ketterer

Geschossfläche 1‘103 m2

Team GG Esther Righetti (Projektleitung)

Bauleitung Annette Gigon / Mike Guyer Architekten, Zürich
Mitarbeit: Thomas Hochstrasser

Bauingenieur Aerni + Aerni Ingenieure AG, Zürich

Elektrotechnik Elkom Partner AG, Chur

Haustechnik 3-Plan Haustechnik AG, Winterthur

Fotos © Heinrich Helfenstein

Adresse Kirchstrasse 26, CH–3114 Wichtrach/Bern