Das historische Gebäude der Architekten Rittmeyer & Furrer von 1914, in dem drei Institutionen untergebracht sind – die Bibliothek, die Naturwissenschaftliche Sammlung und das Kunstmuseum – soll, nachdem eine provisorische Erweiterung für die Museumsnutzung auf privater Basis erstellt wurde, auch für die Bibliotheksnutzung erweitert werden.
Das Projekt sucht den historischen Bau in seiner äusseren Erscheinung wie auch im Inneren möglichst wenig zu verändern. Die Fassaden werden folglich nicht tangiert, aus dem bestehenden, zur Versorgung mit Licht und Luft nötigen Aussenhof wird kein klimatisierter Innenraum gemacht. Der Hauptteil der Bibliothekserweiterung – die neue Ausleihe, der neue Lesesaal und die Studienbibliothek – befinden sich in denjenigen Teilen des Grundstücks, die nicht der Altbau einnimmt.
Der Erweiterungsbau, der sich mit den drei Restflächen um und im bestehenden Gebäude bescheiden muss, findet eine eigene Identität und Regelhaftigkeit in der Art, wie er sich als unterirdisches Gebäude mit Oberlichtkuben nach aussen darstellt. Mit diesen Elementen vermag der Neubau auch in eine präzise architektonische und nicht nur nutzungsmässige Beziehung zum historischen Gebäude zu treten. Die Komposition der gekreuzten steinernen Längsvolumina des Rittmeyer & Furrer-Baus wird durch die transluszenten gläsernen Oberlichtkörper des Neubaus erweitert und ergänzt.
Während des Tages erscheinen die Oberlichtkörper als grosse, weisslich schimmernde, gläserne Kuben und während der Nacht wirken sie als mächtige, leuchtende Laternen.
Die Oberlichtkörper entwickeln sich aus der Stützen-Ebenen-Struktur der eingegrabenen Baukörper und wachsen als reine Skelettstrukturen ans Licht. Im Gebäudeinneren bilden sie jene Räume aus, die für das konzentrierte individuelle Arbeiten und die Oeffentlichkeit gedacht sind: den Lese- Zeitschriftensaal, die Studienräume und im Hof den Ausleihe- und Empfangsbereich.
Das Projekt folgt dem Idealtypus eines Bibliothekraums: Grosse überhöhte Räume mit Oberlichtern, in denen die Menschen sich in anonymer Gemeinschaft aufhalten und gleichwohl vereinzelt sind durch die Konzentration auf ihre Studienobjekte. Die Struktur des Tragwerks bildet eine feine Raumdivision für die virtuelle Separierung der Studierenden.
Für die drei Institutionen wird vermittels einer grossformatigen Beschriftung mit metallischen Buchstaben geworben, die als mächtige Intarsie in den Bodenbelag des Vorplatzes bzw. in den Dachbelag des neuen Gebäudeteils eingesetzt sind. Die grossen, eingelegten Schriftzüge, über die man geht, auf denen man steht, verweisen über ihre Beschriftungsfunktion hinaus auf die «Tiefgründigkeit» des Bodens unter den Füssen der Besucher.
Der gemeinsame Zugang für die drei Institutionen durch den Portikus wird belassen, so dass das wunderbare Treppenhaus von Rittmeyer & Furrer weitgehend erhalten werden kann. Die Treppe, die heute die drei Institutionen erschliesst, wird durch einen Abgang zum neuen Bibliothekshauptgeschoss ergänzt.