Das Wettbewerbsprogramm für die Erweiterung des Kunsthaus Zürich sieht gewissermassen eine Verdoppelung des bestehenden Gebäudes vor. Sowohl räumlich als auch hinsichtlich der Nutzung bildet die Erweiterung ein Pendant zum Bestand. Von dieser Prämisse ausgehend wird der Heimplatz mit einem durchgehenden Belag in einen ‚steinernen Teppich‘ im städtischen Raum verwandelt, der beide Häuser über die Strassen hinweg verbindet. Der neue Baukörper öffnet sich mit einer Auskragung und einem Gebäuderücksprung zum Heimplatz und artikuliert eine grosszügige Empfangsgeste.
Gleich den institutionellen Bauten entlang der Rämistrasse besitzt der Museumsneubau eine respektable Grundfläche, aber mit der Gliederung der Dachaufbauten nimmt das Volumen auch Bezug auf die Kleinmassstäblichkeit der angrenzenden Nachbarbauten.
Im Inneren des Neubaus führt ein ‚Platz- und Wegesystem‘ zu den frei zugänglichen Nutzungen, weiter zum rückwärtigen Garten oder zu den Ausstellungsräumen. Es sind grosszügige lichtführende Erschliessungsräume, die den Besuchern Orientierung und auch Sicht ins Freie gewähren: ‚Passagenräume‘ und gleichzeitig Orte der Kunst. Sie dienen der Information, Einstimmung und Erholung.
Im Gegensatz dazu sind die Ausstellungsräume zurückhaltende, konzentrierte, rechtwinklige Räume mit Lichtdecken aus Glas. Unterschiedliche Lichtführungslösungen erlauben nicht nur dosiertes Tageslicht in den Ausstellungsräumen, sondern auch lebendige Lichtstimmungen. Dafür wird das Tageslicht seitlich über aufgesetzte Oberlichträume geleitet. Interessant ist umgekehrt auch die ‚Eigenleuchtkraft‘ des Gebäudes bei abendlichen Veranstaltungen, wenn das Innere hell erleuchtet ist und durch die Oberlichträume Restlicht nach aussen dringt. Entsprechend den Raumtiefen der Ausstellungsräume und der Anzahl der lichtdurchlässigen Glaswände in den Oberlichträumen sind diese Aufbauten unterschiedlich hoch ausgebildet. Diese Gesetzmässigkeit ergibt eine willkommene reliefartige Dachlandschaft.
Die Tragkonstruktion besteht hauptsächlich aus Beton und in den Oberlichträumen aus Stahl. Die Fassade ist im Sinne einer lichtdurchlässigen und ‚lichttragenden‘ Wand gebaut. Sie besteht aus Fenstern und Betonelementen mit Glasbausteinen, deren Abmessungen, Lichtdurchlässigkeit und Transparenz entsprechend den Anforderungen variieren: Die seitlichen Verglasungen der Oberlichträume und deren Lamellenstoren werden durch hinterlüftete Elemente aus grossformatigen geätzten Glasbausteinen geschützt. Vor den isolierten Tragwänden verwendet, machen die Glasbausteine als verschwommene ‚Gucklöcher‘ ansatzweise den Wandaufbau einsehbar. Der Baustoff Glas kommt so in verschiedensten Erscheinungsformen vor: als mattierte oder spiegelnde Gläser, als Scheiben, ‚Steine‘ oder ‚Sonnenkraftwerke‘ (Fotovoltaik), verpixelt, ‚pointillistisch‘ oder grossflächig eingesetzt. Glas gibt dem Gebäude das Gepräge und vermittelt, dass es sich um einen Museumsbau handelt, einen Bautypus, dessen primäre Funktion darin besteht, mit Licht die visuelle Wahrnehmung von Kunstwerken zu ermöglichen.