Seit Jahrzehnten finden in Gstaad das «Menuhin Festival» und die «Sommets Musicaux» statt. Dem hohen internationalen Renommee der Festivals entsprechend, sollen die Musikveranstaltungen künftig in einem neuen, zentral am Bahnhof gelegenen Kulturzentrum mit grossem Konzertsaal stattfinden. Auch Ausstellungsräume für Kunst und ein Restaurant gehören zum Raumprogramm des neuen Zentrums.
Das architektonische und städtebauliche Konzept des Entwurfs geht von einem festlichen Gebäude aus und gleichzeitig von einem alltäglichen. Es stellt eine mondäne Architektur dar, ebenso wie eine lokal verankerte, heimatliche. Das grosse Gebäude am Hang reagiert auf den Bahnhofsplatz und die benachbarten kleinteiligen Bauten mit einem moderat dimensionierten Volumenteil, der die Gleise überspannt und eine einladende Geste formuliert. Die unterschiedlichen Dachneigungen und -formen rhythmisieren den Baukörper und balancieren zwischen expressiven und tradierten Dachschrägen. Die Faltungen und gegenläufigen Knicke bilden im Bereich der Ausstellungsräume und des Foyers Oberlichter aus. Sie legen sich als ruhige Dachflächen über den Konzertsaal, formen die ausgreifenden Bahnsteigüberdachungen und den kleineren Eingangskörper am Bahnhofsplatz.
Eine breite Treppenanlage führt hier zum Restaurant im Obergeschoss mit Blick auf den Platz. Von dort leitet das grosszügige Foyer zum Konzertsaal und den Ausstellungsräumen. Die Museumsräume im östlichen Teil des Volumens sind ebenso wie das Foyer mineralisch materialisiert. Sie sind unterschiedlich proportioniert und werden über hohe Sheds oder mit seitlichen Fenstern mit Tageslicht beleuchtet. Ein Rundgang führt vom ersten Geschoss zur tieferen Ebene und wieder nach oben.
Der Konzertsaal selbst basiert auf einem Quader als Grundform. Er besitzt unterschiedlich fein modellierte Holzauskleidungen, welche die feinteiligen Reflexionsoberflächen für einen reichen, ausgewogenen Klang bilden. Die Erscheinung des Konzertsaales ist die eines hellen, warmen, hölzernen Raumes. Metallische Partikel - Goldmessing, Neusilber und Kupfer - schimmern in den Poren der Hölzer, denn der Saal wird seinerseits als mächtiges, räumliches ‚Instrument‘ interpretiert: als Raum, der die Klänge einfängt und wiedergibt und deshalb die Materialität der hölzernen und metallischen Musikinstrumente ‚aufscheinen‘ lässt.
Die Konstruktion des Saals ist zum Zwecke der akustischen Entkoppelung doppelt geführt. Das Tragwerk besteht aus Beton- und Stahlträgern, welche die grossen Spannweiten und die jeweils unterschiedlichen Dachausbildungen über den verschiedenen Räumen bewerkstelligen. Die Gebäudehülle aus Kupferbahnen verkleidet die Dächer und Fassaden, sie bildet zudem einen Faraday’schen Käfig gegen störende Einflüsse der Eisenbahn. Die braune Farbe des Kupfers antwortet darüber hinaus auf die Farbtöne der traditionellen Holzbauten und integriert den zeitgenössischen Bau in das Ortsbild von Gstaad.