Nationalparkzentrum Zernez

In Zernez, an der Grenze zwischen Ober- und Unterengadin, besteht seit 1968 ein Besucher- und Verwaltungszentrum für den Schweizerischen Nationalpark, der 1914 als erster seiner Art in den Alpen gegründet wurde. Im Zuge einer Anpassung an zeitgenössische Anforderungen wünschte der Auslober eine Neuordnung und Ergänzung der bisher im historischen Schloss Planta-Wildenberg und weiteren Gebäuden untergebrachten Funktionen.

Der Entwurf schlägt eine landschaftlich-architektonische Gestaltung des gesamten, von der alten Dorf- und der neuen Umgehungsstrasse eingefassten Areals vor, ohne in Konkurrenz zu den prägenden Bestandteilen des Ortsbilds zu treten. Während im Schloss die Verwaltungsräume und im Wirtschaftsgebäude der Vortragssaal untergebracht werden, entsteht für das Informationszentrum ein Neubau. Dieser nimmt bewusst keine typologischen Anleihen beim Schloss, sondern verleiht der neuen Nutzung einen eigenständigen Ausdruck. Der lang gestreckte, mehrheitlich eingeschossige Baukörper mit gefaltetem Dach und körperhaften Öffnungen erinnert eher an ein ‚naturhaftes‘, ‚landschaftliches‘ Gebilde als an ein Haus.

Form und Lage des Volumens erlauben eine Anbindung von allen Seiten – vom Schlosshof, von der Kantonsstrasse und von der alten Dorfstrasse über den neu entstehenden Platz. Im Inneren verbindet eine Art Wegnetz die drei Eingänge, welches auch die öffentlichen, nicht öffentlichen und eintrittspflichtigen Bereiche gliedert. Der Weg durch die Ausstellung bildet eine ‚Rundwanderung‘ mit Aussichtsmöglichkeiten in die Landschaft, die Berge, das Dorf und zum Himmel. Die Ausstellungsräume sind als zusammenhängende Flächen gestaltet, die flexibel in kleinere Einheiten unterteilt werden können. Dunkle und helle, seitlich und von oben belichtete Zonen wechseln sich ab.

Die Tragkonstruktion von Dach und Wänden besteht aus Beton, im Innenraum teils roh belassen, teils verputzt, gestrichen oder mit Holz ausgekleidet. Die Fassaden sind mit geröllartigem Steinmaterial aus der Umgebung vorgemauert, die Dächer mit den gleichen Steinen belegt. Zusammen mit den Geröll- und Kiesflächen der Aussenräume nehmen sie Bezug auf die gebaute Umgebung und auf die Natur und Landschaft des nahen Nationalparks.

Ort Zernez

Nutzung Besucherfoyer, Infoschalter, Ausstellungsräume, Saal für 150 Personen, Shop, Seminarraum, Büros Verkehrsverein, Lagerflächen

Wettbewerb 2002
In Zusammenarbeit mit Othmar Brügger, Davos

Auslober Wettbewerb Stiftung Schweizerischer Nationalpark

Team G/G Volker Mencke, Barbara Schlauri

Bauingenieur Walter Bieler, Bonaduz