Das Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert wurde mehrfach erweitert und umgebaut. In seiner heutigen Nutzung als Wohnhaus sollte es eine Aktualisierung erfahren. Gemeinsam mit der Bauherrschaft wurden verschiedene Eingriffe entwickelt – sanfte Rekonstruktionen, aber auch tiefgreifende, kontrastierende Massnahmen: von neuen Holztäfelungen bis zu tragenden Holzdecken, von ergänzten Vorfenstern nach traditonellem Vorbild bis zu modernen Metallfenstern mit Isolierverglasungen. Dabei waren die vielschichtige Bausubstanz, energetische und denkmalpflegerische Gesichtspunkte sowie erhöhte statische Anforderungen abzuwägen, nicht zuletzt beeinflusst durch den Schädlingsbefall an bestehenden Balken und Täfelungen.
Der Baubestand umfasst das ehemalige Bauernhaus, eine grosse Scheune und freistehende Nebengebäude. Der Gebäudekern mit dicken Geröllsteinmauern und schönem Gewölbekeller erfuhr 1943 die wesentliche Vergrösserung zu den heutigen Dimensionen. Ende der 1980er Jahre wurde Richtung Südosten unter dem verlängerten Dach ein Nebenraum zum geschützten Sitzplatz mit Feuerstelle umgebaut und ein gedrungener Balkon unter dem Vordach ergänzt. Das Haus bekam damals auch eine Zentralheizung sowie eine zusätzliche Tannenholztäfelung im Inneren. Beim aktuellen Umbau konnten die Aussenmauern und die bestehende Dachkonstruktion erhalten werden. Die mittlere Tragwand musste aus Gründen der Erdbebensicherheit ersetzt werden. Deren statische Aufgaben übernimmt eine neue, raumhaltige Sichtbetonstruktur mit Öffnungen und Nischen für Schränke und eine Feuerstelle mitsamt Kamin, die den vormaligen Ofen ersetzt.
Der Küchenraum reicht neu über zwei Geschosse. Er erhält zusätzlich zenitales Licht über ein grosses Dachfenster, dessen Trichter den Dachboden durchstösst. Ein Betonsteg quert den hohen Raum und verbindet die Schlafkammern im Obergeschoss. Mit rohen Betonflächen, verputzen Mauern und einem Fussboden aus zerbrochenen Betonplatten formt die Küche einen «steinernen» Raum. Die umliegenden Räume sind in Analogie zum vormaligen Innenausbau als hölzerne Einbauten konzipiert: Neue Konstruktionen aus Tannenholz bilden nun die Decke über dem Erdgeschoss, die Trennwände und die Treppe. Bodenbelag und Wände sind aus roh belassenen, massiven Tannenholzbrettern.
Die Aussenmauern wurden mit Innendämmung und zwei neuen, grossen Fensteröffnungen versehen. Drei der bestehenden Öffnungen wurden vergrössert und leicht versetzt; die Mehrzahl blieb jedoch unverändert. Die Fenster selbst wurden auf ungewohnte Art «rekonstruiert»: In die bestehenden und neuen Steinleibungen wurden traditionelle, hölzerne Vorfenster mit Fenstersprossen eingesetzt. Kontrastierend dazu bilden Isolierverglasungen in schlanken, schwarzbraunen Stahlprofilen jeweils das innere Fenster. Dunkle Metallbleche verkleiden die tiefen inneren Leibungen. Die hölzernen Fensterläden wurden überarbeitet und auch bei den neuen Fenstern hinzugefügt.
Dort, wo der Fassadenverputz erneuert oder ergänzt werden musste, wurde er jeweils mit einer anderen Struktur ausgeführt – grober Kellenwurf auf den fein verputzten Seiten, feiner Abrieb an den Fassaden mit grobem bestehendem Putz. Für den Ersatz der hölzernen Giebelverkleidung gegen Südosten kamen braun gebeizte, versetzt angeordnete Holzlatten zum Einsatz. Mit breiteren Abständen finden sie sich auch beim rekonstruierten, aber tiefer gesetzten Balkon und beim vormals verglasten Sitzplatz, der damit die Anmutung eines Vorbaus zurückgewinnt.
Der Ersatzbau für die ehemalige eternitverkleidete Garage besteht aus tragenden, roh belassenen Holzverbundplatten. Die Wände sind wiederum mit vertikalen dunkelbraun gebeizten Holzlatten verkleidet. Unter dem gekantetem Blech der Dachbedeckung bleiben Dachlatten und Konterlatten jedoch unbehandelt. Die Lage der ehemaligen freistehenden Hühner- und Schweineställe ist als versteinerter Fussabdruck in Form einer Betonplatte ablesbar, die nun einen sommerlichen Sitzplatz mitten auf der Wiese bildet.