Das dem Herrenhaus Broëlberg zugehörige Areal, ein 5.7 Hektar grosses, parkartiges Grundstück im Übergang zur offenen Landschaft in der Gemeinde Kilchberg, war gemäss Zonenplan als Einfamilienhauszone ausgewiesen. Mittels eines Gestaltungsplans liess sich die geplante, flächendeckende Überbauung mit eingeschossigen Einfamilienhäusern in eine Bebauung umwandeln, die punktuell verdichtetes Wohnen vorsah. Ein Grossteil des Grundstücks kann auf diese Weise als parkähnliche Freifläche erhalten bleiben.
Sechs Orte wurden ausgewählt, an denen innerhalb klar definierter Mantellinien konzentrierte, volumetrisch unterschiedliche, dreigeschossige Gebäude mit verschiedenen Wohnkonzepten gebaut werden könnten; 1996 wurde Broëlberg I realisiert.
Die schöne Lage mit freiem Blick über den Zürichsee, in die Landschaft und auf das alte Dorf Kilchberg, aber auch die ortsüblichen Bodenpreise und die steuerlichen Vorteile der Gemeinde erforderten einen Wohnungsbau mit gehobenem Standard.
Drei Gebäudekörper werden mittels eines Sockelgeschosses, das hauptsächlich als Parkgarage genutzt wird, volumetrisch zu einem grossen Gebäudekomplex zusammengebunden. Das Dach der Einstellhalle bildet als erhöhter Hof oder Podium den Zugangsbereich zu den einzelnen Gebäuden. Zwei der Volumina beinhalten je vier Geschosswohnungen und eine grosszügige Attikawohnung; eines setzt sich aus vier Reihenhäusern zusammen. Die Wohnungen sind mehrheitlich so angelegt, dass Küchen und Essplätze zum Podium hin orientiert sind, während die Wohnzimmer mit ihren vorgelagerten Wintergärten wie auch die Schlafzimmer in Richtung Landschaft ausgerichtet sind.
Das Podium selbst, eine grosse, mit gegossenen Betonplatten, Glasbausteinelementen und Kies belegte Fläche, wird mittels pavillonartigen, sperrholzbeplankten Stahlgerüsten in einen öffentlichen Zugangsbereich sowie halbprivate Aussensitzplätze unterteilt.
Grosse Fenster, riesigen Augen gleich, thematisieren den eigentlichen Luxus der Wohnanlage – die wunderbare Sicht auf die Landschaft und über den See. Die Fenster sind ohne äussere Sprossung und Geländer ausgeführt. Ein breiter Aluminiumrahmen, ähnlich einer Edelstein-Fassung, verdeckt und integriert Rolladen, Führungsschienen und Fensterrahmen. Die freie Anordnung der geschosshohen öffnungen gibt einen Hinweis auf die verschiedenen Wohnungstypen. Die zurückversetzten, zu den Terrassen orientierten Fassaden der Attikageschosse sind gänzlich in Aluminium gehalten. Die Hauptfassaden hingegen bestehen aus Mauerwerk, Aussenisolation und einem feinen, gleichmässig eingefärbten Verputz, der gleich einer glatten Haut die Volumina umspannt.
Die äusseren Fassaden sind in einem dunklen Braunton gehalten, der die volumetrische Erscheinung verstärkt, und an die Farben von gepflügten Feldern, Baumstämmen und anonymen Landwirtschaftsgebäuden erinnert sowie nicht zuletzt auch auf den «weichen», organischen Fassadenaufbau verweist. Der Künstler Harald F. Müller hat diesen Braunton präzisiert und hat auf den zum Podium gerichteten, einander zugewandten Fassaden dem Braun einen hellen Orangeton gegenübergestellt, der einen intensiven Farbraum generiert. Der Orange- und der Braunton sind miteinander verwandt, ist doch das Braun eine dunklere Variante des Orange und das Orange eine hellere Ausführung des Braun. Beim Farbwechsel an den Gebäudekanten intensivieren sich die Farben gegenseitig, flächig eingesetzt divergieren sie jedoch stark in ihrer Wirkung. Das Braun wirkt ruhig, integrierend, natürlich, zurückhaltend, nobel – das Orange indessen schrill, künstlich, fremd und beglückend schön.
Zwischen den spiegelnden Gläsern, welche die Landschaft, die bauliche Umgebung und den Himmel reflektieren, und den matten, farbhaltigen Putzflächen mit ihren feinkörnigen Oberflächen entstehen Wechselwirkungen, die intensiv auf die unterschiedlichen Lichtstimmungen reagieren.