Einfamilienhaus in Zürich

Einem trapezförmigen Grundstück mit starker Hangneigung ist ein sechseckiges Volumen mit einer nach Süden orientierten Hauptfassade einbeschrieben. Durch die Beanspruchung der maximal möglichen Bauhöhe an allen sechs Gebäudeecken ergibt sich ein schräg geschnittenes Volumen und damit ein geneigtes Dach. Man betritt das Haus von Norden her unter einer Auskragung, die einen gedeckten Aussenraum formt. Der Eingangsraum wird durch «raumhaltige Mauern» mit integrierter Garderobe, Schränken und Toilette zoniert, sodass die angrenzenden Arbeits- und Schlafräume sowie Badezimmer mittels Schiebewänden abgetrennt oder zu einem umlaufenden Raumkontinuum verbunden werden können. Im Sockelgeschoss befinden sich die Kinderzimmer. Sie sind über einen zentralen Raum erschlossen, der in ein Gartenzimmer übergeht, das als Gäste-, Spiel- oder Arbeitszimmer genutzt werden kann. Im Obergeschoss unter dem geneigten Dach befindet sich der Hauptraum mit einer aussergewöhnlichen Höhenentwicklung von 2,40 bis 5,20 Meter. Auch dieser Raum ist durch eine raumhaltige Mittelwand gegliedert, sodass in den unterschiedlich hohen und weiten Zonen gewohnt, gekocht, gespielt und gearbeitet werden kann.

Im Erdgeschoss verstärken dunkelgrüne und hellorange Farbflächen die Lichtstimmungen der jeweiligen Räume. Im Obergeschoss soll die Hauptwand periodisch mit einem neuen Farbkonzept bespielt werden. Das Zusammenspiel von Farbe und Raum kann so in einer fortlaufenden Laborsituation im Alltag erfahren und beobachtet werden. Die erste Bespielung war ein leuchtendes Gelbgrün mit «lichtempfindlicher» Farbreflexion und Wirkung, die zweite ein leuchtendes Himbeerrot, und die derzeitige ist ein mit irisierenden Pigmenten gespritzter, hochglänzender Farbverlauf.

Tragende Sichtbetonwände und ein Betondach bilden die äussere Gebäudehülle. Die grossflächigen Fenster lassen sich öffnen, indem sie in «Taschen» verschoben werden, die zwischen den Betonaussenwänden und den vorgemauerten Innenwänden ausgebildet sind. Auf der Nordseite sind die Fenster mit breiten Rahmen bündig in die Fassade gesetzt.

Der Beton der Dachfläche und der Aussenwände ist dunkelgrau und moosgelbgrün eingefärbt, wobei die Übergänge zwischen den beiden Farben in den Flächen und nicht in den Ecken angeordnet sind.

Die dichte Bepflanzung der Parzellengrenze formt eine grüne Lichtung mit blühenden Sträuchern und Beerenstauden, in deren Mitte sich das grün-graue Gebäudevolumen erhebt.

Ort Zürich

Nutzung Einfamilienhaus

Beauftragung 2001

Planung/Ausführung 2001–2003

Bauherrschaft privat

Geschossfläche 408 m2

Team GG Markus Seiler (Projektleitung), Pieter Rabijns

Bauleitung Annette Gigon / Mike Guyer Architekten, Zürich
Mitarbeit: Markus Seiler

Landschaftsarchitektur Zulauf Seippel Schweingruber, Landschaftsarchitekten, Baden

Bauingenieur Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG, Zürich

Haustechnik 3-Plan Haustechnik AG, Winterthur

Farbgestaltung Adrian Schiess, Zürich und Mouans-Sartoux, Frankreich

Fotos © Maurice Haas
© Lucas Peters
Filmstills: © Severin Kuhn

Wohnüberbauung und Umbauten Pflegi-Areal

Auf dem Areal des ehemaligen Spitals Pflegerinnenschule formt die neue Wohnüberbauung, zusammen mit den Bestandesbauten der Gebrüder Pfister von 1934 eine grossmassstäbliche Anlage mit weiten Hofräumen und Garten. Die gestufte Höhenentwicklung der beiden langezogenen Neubauten vermittelt zwischen den freistehenden, kleinmasstäblichen Wohnhäusern des Quartiers.

Die 2,5 bis 6,5 Zimmer-Wohnungen sind mehrheitlich Etagenwohnungen. Eine mittige Anordnung der Nebenräume und Nasszellen ermöglicht einen Rundlauf und beheizbare «Jahreszeitenzimmer» lassen sich bei schönem Wetter zu offenen Loggien wandeln.

Ortbeton wurde für die Baukonstruktion, die Fassaden wie auch die Bodenbeläge im Inneren verwendet. In Zusammenarbeit mit dem Künstler Adrian Schiess wurden matte, mineralische Farbeanstriche für drei Längsfassaden vorgesehen und damit insbesondere die Stimmung der Freiräume geprägt. Im Carmenhof stehen sich ein Gelbgrün und Weiss gegenüber und ein starkes Blau bildet die «Hintergrundsfarbe» für den Baumbestand im Garten.

Ort Zürich

Nutzung Neubauten mit 48 Wohnungen, 11 Ateliers, 1 Arztpraxis; Tiefgarage 112 Stellplätze; Umbau Bestand (ehemaliges Spital) zu Büroräumen

Wettbewerb 1999, 1. Preis

Planung/Ausführung 1999–2002

Bauherrschaft Stiftung Diakoniewerk Neumünster
Schweizerische Pflegerinnenschule, Zürich

Geschossfläche 15’199 m2

Team GG Planung/Ausführung: Neubauten: Christian Maggioni (Projektleitung), Gaby Kägi, Philippe Vaucher, Ivo Lenherr, Arnault Biou
Altbauten: Christian Maggioni (Projektleitung), Peter Steiner (Bauleitung), Andrea Fiechter, Eva Geering
Wettbewerb: Gaby Kägi, Pascal Müller

Bauleitung Neubauten: Ruoss Witzig Architekten, Zürich
Altbauten: Annette Gigon / Mike Guyer Architekten Zürich
Mitarbeit: Peter Steiner

Landschaftsarchitektur Zulauf Seippel Schweingruber, Baden

Bauingenieur Basler & Hofmann AG, Zürich

Haustechnik Basler & Hofmann AG, Zürich

Bauphysik Basler & Hofmann AG, Zürich

Farbgestaltung Adrian Schiess, Zürich und Mouans-Sartoux, Frankreich

Fotos © Seraina Wirz
© Heinrich Helfenstein
Historische Luftaufnahme: © Baugeschichtliches Archiv, Wolf-Bender

Auszeichnungen Auszeichnung für gute Bauten der Stadt Zürich, 2005

 

Donation Albers-Honegger Espace de l’Art Concret

Das neue Museumsgebäude des Espace de l’Art Concret (EAC) wurde für die Donation Albers-Honegger geschaffen, deren Kunstsammlung seit den 1990er-Jahren mit wechselnden Exponaten im kleinen Schloss von Mouans-Sartoux gezeigt wurde. Die Räume im Schloss werden künftig vor allem für Wechselausstellungen verwendet.
Das neue Museum ist nach dem ebenfalls von Albers-Honegger initiierten Kindermalatelier (‚Espace Art, Recherche, Imagination‘) des Architekten Marc Barani der zweite freistehende Ergänzungsbau. Ein drittes kleines Bauwerk, das Préau des Enfants, wurde kurz nach dem Museumsgebäude erstellt. Museumsgebäude und Préau sind in das teilweise sehr steil abfallende Waldstück des Schlossparks gesetzt.
Durch den minimalen, quadratischen Grundriss und die turmartige Höhenentwicklung des Museumsgebäudes mit Auskragungen wurde der Baumbestand des Waldes weitestgehend geschont.
Die Positionierung in der steilen Waldböschung ermöglicht ebenerdige Zugänge auf mehreren Geschossen. Eine Auskragung bildet den Eingangsraum zum Museum und formt gleichzeitig eine Brücke zum bestehenden Weg. Der Zugang zum öffentlichen Konferenzraum und die Anlieferung heben sich ebenfalls durch Ausstülpungen vom Volumen des Baukörpers ab.

Die Positionierung in der steilen Waldböschung ermöglicht ebenerdige Zugänge auf mehreren Geschossen. Eine Auskragung bildet den Eingangsraum zum Museum und formt gleichzeitig eine Brücke zum bestehenden Weg. Der Zugang zum öffentlichen Konferenzraum und die Anlieferung heben sich ebenfalls durch Ausstülpungen vom Volumen des Baukörpers ab.

Der Eingang zum Museum liegt ein halbes Stockwerk über dem ersten Ausstellungsgeschoss. In einem spiralartig angelegten Rundgang werden die halbgeschossig versetzten Stockwerke des Museums über offene Treppen erschlossen. Zwei geschlossene Treppenhäuser mit Oberlicht dienen als Fluchttreppen, bieten den Besuchern aber auch eine Abkürzungsmöglichkeit am Ende des Rundgangs. Sie stellen zusammen mit dem Lift die innere vertikale Verbindung zwischen dem Konferenzraum und den Nebenräumen in den unteren Geschossen her.

Die Anordnung der Ausstellungsräume entlang den Fassaden, die Belichtung mit seitlichen Fenstern und insbesondere die Raumproportionen erinnern eher an die Räumlichkeit eines grossen Wohnhauses als an diejenige eines klassischen Museums. So ergibt sich zwar nicht die vielerorts gewünschte museumsartige, gleichmässige Belichtung der Räume, doch erlaubt diese Lösung gemäss dem ausdrücklichen Wunsch der Stifter ein lebendiges ‚In-Bezug-Setzen‘ der Kunst zur Aussenwelt und eine Wahrnehmung der Werke unter verschiedenen Lichtverhältnissen. Die Fensteröffnungen sind in den verschiedenen Räumen unterschiedlich hoch angeordnet. In Anlehnung an den Typus des Kastenfensters kommen zwei Verglasungen zum Einsatz. Die äussere, auf die Fassade aufgesetzte Glasscheibe übernimmt primär den Wind- und Regenschutz, die innere, zu öffnende Verglasung ist für die Dichtigkeit und die Wärmeisolation verantwortlich. Der Sonnenschutz in Form eines Stoffrollos ist dadurch wind- und wettergeschützt zwischen den beiden Fenstern angeordnet. Dieser Sonnenschutz dient auch dazu, das Fenster bei Bedarf in einen reinen ‚Lichtspender‘, ein leuchtendes Paneel ohne Aussicht, zu verwandeln.

Der Baukörper besteht aus gegossenem Ortbeton. Den Moos- und Algenbefall der Betonoberflächen antizipierend, der sich durch die Nähe zu den Bäumen einstellen wird, ist der Beton grünlich gelb gestrichen. Der helle Gelbgrün-Ton erzeugt interessanterweise zwei vollkommen gegensätzliche Effekte – einerseits eine kontrastierende, leuchtende Wirkung und andererseits eine harmonische Überlagerung mit den wechselnden Farbschattierungen der Bäume.

Ort Mouans-Sartoux, Frankreich

Nutzung Museum, 14 Ausstellungsräumen, Eingangshalle, Konferenzraum, Büros, Nebenräumen

Wettbewerb 1999, 1. Preis

Planung/Ausführung 2001–2003

Bauherrschaft Ville de Mouans-Sartoux, Frankreich
Etat, Ville, Conseil Régional PACA, Frankreich
Conseil Général des Alpes-Maritimes, Frankreich

Geschossfläche 1’829 m2

Team GG Planung/Ausführung: Gilles Dafflon (Projektleitung)
Wettbewerb: Eva Geering, Dalila Chebbi

Bauleitung BET G.L. Ingénierie, Nizza, Frankreich

Bauingenieur BET G.L. Ingénierie, Nizza, Frankreich
Vorprojekt: Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG, Zürich

Elektrotechnik BET G.L. Ingénierie, Nizza, Frankreich
Vorprojekt: Elkom Partner AG, Chur

Haustechnik BET G.L. Ingénierie, Nizza, Frankreich
Vorprojekt: 3-Plan Haustechnik AG, Winterthur

Fotos © Serge Demailly
© André Morin

Wohnüberbauung Broëlberg II

Die Wohnüberbauung liegt im östlichen Teil des Broëlbergparks in einer Geländevertiefung zwischen dem alten Herrschaftshaus und einer Villa aus den 1950er-Jahren. Das winkelförmige Volumen reagiert mit unterschiedlichen Gebäudetiefen und Höhenstaffelungen differenziert auf die verschiedenen Gegebenheiten des Ortes – auf die Topografie, die umgebenden, mächtigen Baumgruppen und den Ausblick auf den See.

Die unterschiedlichen Qualitäten des Ortes spiegeln sich im Inneren in einer Vielfalt von Wohnungstypen. Die Kerne für die Erschliessungen, die Küchen und die Bäder sind durch die Statik und Installationen vorbestimmte, raumbildende Elemente. Sie strukturieren die Wohnflächen, die zusätzlich durch Leichtbauwände weiter unterteilt werden können und dadurch verschiedene Wohnvorstellungen ermöglichen – von der traditionellen Raumteilung bis zum offenen Grundriss, der lediglich durch Kerne und Schiebewände zoniert wird.

Die verglasten Loggien werden durch ihre enge Verbindung zu Küche und Wohnzimmer zu ‚zentralen‘ Räumen in den Wohnungen. Sie sind im Erdgeschoss mit Aussensitzplätzen und im Attikageschoss mit grossen Terrassen verbunden. Durch Verschiebungen im Grundriss sind alle Wohnungen mehrseitig orientiert. Die lichte Raumhöhe von 2,70 Meter, die grossen horizontalen Öffnungen mit Schiebefenstern und der durchgehende, dunkle und massive Parkettboden verleihen den Wohnungen Grosszügigkeit und Weite.

Der fugenlos gegossene, glatt geschalte Sichtbeton stärkt die volumetrische Präsenz des Gebäudes. Das Orangerot des mit Eisenoxyd eingefärbten Betons wirkt im Sommer komplementär zum satten Grün der Umgebung, während es im Winter mit dem Dunkelbraun der nackten Bäume harmoniert. Die Farbgebung wurde in enger Zusammenarbeit mit Harald F. Müller entwickelt. Die Fenster mit den dunkelbraun eloxierten Aluminiumrahmen tragen dazu bei, dass sich die Fassaden als Gitterstruktur oder als perforierte Wand lesen lassen.

Man betritt das Gebäude über eine langgezogene, sich verjüngende Eingangshalle und erreicht von dort aus die beiden Treppenaufgänge mit zugehörigen Liften. Die Aussenwand ist hier auch gegen den Innenraum  eingefärbt und wird durch die aussen bündig gesetzten Fenster mit den inneren, in glänzendem Orangerot gestrichenen Metallzargen zusätzlich akzentuiert. Das Grün des Parks sowie das Orange der äusseren Wand rufen auf der gegenüberliegenden, glänzend lackierten Betonwand einen farbigen Widerschein hervor. Die Erschliessungshalle und die Treppenhäuser mit ihren Oberflächenverfeinerungen vermitteln zwischen dem farbigen Beton des Baukörpers und den weiss verputzten Räumen der Wohnungen. Abwechselnd in Wand und Decke eingelassene Leuchten ergänzen die Wirkung von Raum, Material, Farbe und Licht.

Ort Kilchberg

Nutzung 13 Wohnungen unterschiedlicher Wohnungstypen, Tiefgarage 28 Stellplätze

Beauftragung 1999

Planung/Ausführung 1999–2001

Bauherrschaft Dr. Otto P. Haab, Küsnacht
Baukonsortium im Broëlberg c/o HALIMA, Kilchberg

Geschossfläche 3‘925 m2

Team GG Architektur/Bauleitung:
Pascal Müller, Carmelo Hochstrasser, Esther Righetti

Bauleitung Annette Gigon / Mike Guyer Architekten, Zürich

Landschaftsarchitektur Zulauf Seippel Schweingruber, Landschaftsarchitekten, Baden

Bauingenieur Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG, Zürich

Elektrotechnik Elkom Partner AG, Chur

Haustechnik 3-Plan Haustechnik AG, Winterthur

Bauphysik Wichser + Partner AG, Dübendorf

Farbgestaltung Harald F. Müller, Öhningen, Deutschland

Fotos © Harald F. Müller
© Heinrich Helfenstein

Drei Wohnhäuser an der Susenbergstrasse

Die Gliederung des Bauvolumens in drei Baukörper folgt der solitären Wohnbebauung in der Nachbarschaft am Zürichberg. Sie gruppieren sich um einen gemeinsamen, platzartigen Zugangsraum. Die Aufteilung in drei Gebäude erlaubt eine vierseitige Orientierung der Wohnungen sowie die natürliche Belichtung und Belüftung fast aller Räume. Die dienenden Räume sind als «geschlossene» Kerne in die kontinuierliche «Wohn-Raum-Fläche» gestellt und gliedern diese, so dass sich mittels grossflächiger Schiebtüren Zimmer abtrennen lassen. Die Loggien sind als «raumhaltige» Betonfassaden konzipiert, die sich über die jeweilige Fassadenlänge erstrecken. Aus Beton besteht auch die Baustruktur, die gegossenen Böden, ebenso wie die Kunststeinplatten in den dienenden Räumen. Lasierende Anstriche mit matten, mineralischen Pigmenten vereinzeln die Baukörper und verbinden sie gleichzeitig kompositorisch zu einem Ensemble. Die Farbtöne wurden in Zusammenarbeit mit dem Künstler Adrian Schiess bestimmt.

Ort Zürich

Nutzung Drei Mehrfamilienhäuser mit 9 Wohneinheiten, 6 Büros/Ateliers, 2 Hobbyräume, Tiefgarage

Wettbewerb 1998, 1. Preis

Planung/Ausführung 1998–2000

Bauherrschaft Zürcher Frauenverein (ZFV)

Geschossfläche 2‘700 m2

Team GG Planung/Ausführung: Peter Steiner (Projektleitung), Samuel Thoma
Wettbewerb: Michael Widrig

Bauleitung Generalunternehmung Göhner Merkur AG, Zürich

Landschaftsarchitektur Zulauf Seippel Schweingruber, Baden

Bauingenieur Dr. Lüchinger + Meyer AG, Zürich

Farbgestaltung Adrian Schiess, Zürich und Mouans-Sartoux, Frankreich

Fotos © Heinrich Helfenstein

Auszeichnungen Auszeichnung guter Bauten im Kanton Zürich 2001

Archäologisches Museum und Park Kalkriese

Aufgrund zahlreicher archäologischer Funde gilt das Gebiet bei Kalkriese, Osnabrück, als Ort der berühmten Schlacht der Germanen gegen die Römer 9 n. Chr. – «Varusschlacht» oder auch «Schlacht am Teutoburger Wald» genannt.

Das Projekt umfasst einige wenige Massnahmen, an die die Vorstellung der Besucher des hier Geschehenen anknüpfen soll. Die gewählten landschaftsgestalterischen und architektonischen Mittel sind in ihrer Charakteristik mehrheitlich abstrakt statt darstellend, symbolisch statt figurativ: Rodung und Neuaufforstungen, eine partielle Rekonstruktion der ehemaligen Landschaft, die Visualisierung des Wallverlaufs mittels Stahlstangen, drei Wegsysteme im Gelände sowie drei Pavillons und ein Museumgebäude.

Unregelmässig ausgelegte Stahlplatten, mit vereinzelten historischen und zeitgenössischen Schriftfragmenten, zeichnen den wahrscheinlichen Verlauf der Route der römischen Legionäre nach und führen den Besucher über das ehemalige Schlachtfeld. Die Stellungen der Germanen im Wald werden mit schmalen, netzartig angelegten Holzschnitzelpfaden dargestellt und versinnbildlichen ihre Tarnung, ihre vielfältigen Angriffs- und Rückzugsmöglichkeiten. Ein der Gegenwart zugeordnetes Wegenetz aus Kies erlaubt den Besuchern, neben den Standorten der Römer und der Germanen, das ganze Gelände zu erkunden und «die Seiten zu wechseln». Auf der Route der Römer, von Platte zu Platte fortschreitend und die Informationsbruchstücke «vom Boden sammelnd», vervollständigt sich im Kopf des Besuchers Stück für Stück eine Vorstellung von der damaligen kriegerischen Situation.

Drei Pavillons im Feld – «Sehen», «Hören» und «Fragen» – fungieren als «Wahrnehmungs­instrumente». Sie vertiefen und relativieren die im Freien gewonnenen Eindrücke.

Der Museumsbau besteht aus einem vom Erdboden abgehobenen, eingeschossigen Baukörper und einem turmartigen Aufbau. Analog zu den Pavillons ist er als Stahlskelett-Konstruktion errichtet und mit grossflächigen rostenden Stahlplatten beplankt. Aus einer Höhe von fast vierzig Metern kann das Gelände des einstigen Schlachtfeldes vogelschauartig überblickt werden. Im Rumpf des Gebäudes befindet sich die eigentliche Ausstellung, in der die Fundgegenstände zu sehen sind. Das Sparsame und Abstrakte der Landschaftseingriffe wird in der Ausstellung durch Figuratives aufgewogen. Ab und an erhellen grosse seitliche Fenster partiell den Raum und gewähren Ausblicke zurück auf die Landschaft, auf das frühere Schlachtfeld.

Ort Osnabrück, Deutschland

Nutzung 20 Hektar ehemalige Landwirtschaftsparzelle als Ort der Varusschlacht (9 n. Chr.): drei Wegesystemen im Gelände, Visualisierung Wallverlaufs, Rodungen/Neuaufforstungen, partielle Rekonstruktion ehemalige Landschaft; Neubau Museum mit 40 Meter hohen Aussichtsturm, drei Pavillons «Sehen», «Hören», «Fragen»; Umbau Gehöft zum Besucherzentrum, Restaurant, Shop, Kindermuseum, Büros

Wettbewerb 1998, 1. Preis
In Zusammenarbeit mit Zulauf Seippel Schweingruber Landschaftsarchitekten, Baden

Planung/Ausführung 1999–2002

Bauherrschaft Varusschlacht im Osnabrücker Land GmbH
Museum und Park Kalkriese, Deutschland

Geschossfläche 2‘290 m2 (Museum und Pavillons)

Team GG Planung/Ausführung: Volker Mencke (Projektleitung), Caspar Bresch, Christian Brunner, Massimo Wüthrich
Wettbewerb: Markus Lüscher

Bauleitung pbr Planungsbüro Rohling AG, Osnabrück, Deutschland

Landschaftsarchitektur Planung/Ausführung: Zulauf Seippel Schweingruber, Landschaftsarchitekten, Baden
Bauleitung: Heimer + Herbstreit, Hildesheim, Deutschland

Bauingenieur Gantert + Wiemeler Ingenieurplanung, Münster, Deutschland

Ausstellungsarchitektur Integral Concept, Paris/Baden: Ruedi Baur (1. Ausstellungskonzept Museum), Lars Müller (Ausstellungskonzept Pavillons)

Fotos © Heinrich Helfenstein
© Klemens Ortmeyer

Auszeichnungen BDA-Preis Niedersachsen, Landesverband Bund Deutscher Architekten, 2003
Deutscher Stahlbaupreis, 2003
Weser-Ems-Preis für Architektur und Ingenieurbau, 2001

Museum

Landschaft

Pavillon «Sehen»

Pavillon «Hören»

Pavillon «Fragen»

Kunstmuseum Appenzell

Dem Werk der beiden Appenzeller Maler Carl August Liner und Carl Walter Liner gewidmet, gehört der Bau zum Typus der monographischen Museen. Gleichwohl sind die Ausstellungsräume nicht speziell für bestimmte Kunstwerke des einen oder des andern Malers dimensioniert oder gestaltet. Vielmehr sind sie so beschaffen, dass sie sich für die Hängung der Werke beider Künstler ebenso eignen wie für periodische Wechselausstellungen auch zeitgenössischer Kunst.

Somit handelt es sich um allgemeine, nicht um spezifische Räume. Es sind stille, schlichte Räume, welche die Kunstwerke weder überhöhen noch erdrücken wollen. Zurückhaltend im Detail, haben sie helle Wände, einen Fussboden aus gegossenem Beton und werden jeweils von oben, über ein befenstertes Giebeldach, mit Tageslicht erhellt.

Verhältnismässig geringe Raumgrössen erlauben es, für die einzelnen Bilder ein möglichst konzentriertes Umfeld zu schaffen. Die gesamte Ausstellungsfläche gliedert sich in zehn Räume von jeweils 30 bis 50 Quadratmetern. Die verschiedenen Raumgrössen entstehen einerseits durch eine asymmetrisch angeordnete Mittelwand, andererseits durch die sukzessive Verringerung der Raumtiefen von Süden nach Norden. Eine wechselweise mäandrierende oder geradlinige Wegführung durch das Museum ergibt sich durch das Versetzen oder das Hintereinanderschalten der Türöffnungen - zum Zwecke der Verlangsamung des Schritts. Zwei Seitenfenster erlauben den Besuchern den Ausblick ins Freie wie auch die Orientierung im Gebäude. Eine kleiner Leseraum und ein Raum für Dia- und Videovorführungen befinden sich am nördlichen Ende des Gebäudes, also in der Mitte des Museumsrundgangs. Den architektonischen Auftakt zum Museumsbesuch bildet die grosse Eingangshalle mit dem Empfangs- und Verkaufstresen. Als grösster Raum ist sie der geeignete Ort für Versammlungen, Ansprachen und Vorträge.

Die Tragkonstruktion des Gebäudes besteht aus gegossenem Beton und gemauerten Gasporen-Betonsteinen. Die Massivität der Konstruktion und die Nordorientierung der Dachfenster ergibt bei minimaler Klimatisierung ausgeglichene Temperatur- und Feuchtigkeitswerte in den Ausstellungsräumen. Das aus dem Volumen herausgestülpte Vestibül aus Sichtbeton veranschaulicht die Materialität und Massivität der Gebäudekonstruktion auch gegen aussen.

Das Belichtungssystem der Ausstellungsräume mit unterschiedlich hohen und breiten Giebeln ergibt eine ‚Zick-Zack-Form' des Bauvolumens, die zum einen entfernt an die zusammengebauten Satteldächer der Appenzeller Ortschaften erinnert, zum andern aber auch an die regelmässigeren Shed-Dachformen von Gewerbe- und Agrarbauten denken lässt. Einerseits um Diffusität des reflektierten Lichts, andererseits um Neutralität der Lichtfarbe zu erzielen, sind die Dachflächen mit sandgestrahlten Chromstahlblechen verkleidet. Die Fassadenflächen bestehen aus dem gleichen Material. Sowohl die schuppenähnliche Überlappung der Bleche als auch die matt grau schimmernde Farbe des Materials erinnern an die von der Witterung silbern ergrauten Schindelfassaden und vormals auch Schindeldächer der traditionellen Appenzeller Bauweise. Identisch materialisiert, verbinden sich die Fassaden mit den unterschiedlich geneigten Dachflächen zu einem kleinen ‚Volumengebirge' - vor dem Hintergrund des Alpsteins.

Ort Appenzell

Nutzung 12 Ausstellungsräume von jeweils 30–50 m2, Lese- und Medienräume, Eingangshalle mit Garderobe, Nebenräume, Büros, Technik, Lagerräume

Beauftragung 1996

Planung/Ausführung 1996–1998

Bauherrschaft Stiftung Museum Carl Liner Vater und Sohn

Geschossfläche 1‘644 m2

Team GG Annette Gigon, Mike Guyer, Urs Birchmeier (Projektleitung)

Bauleitung Annette Gigon / Mike Guyer Architekten, Zürich
Mitarbeit: Daniel Kaufmann

Landschaftsarchitektur Kienast Vogt Partner, Zürich

Bauingenieur Aerni + Aerni Ingenieure AG, Zürich

Elektrotechnik Elkom Partner AG, Chur

Haustechnik Waldhauser Haustechnik AG, St.Gallen

Tageslichttechnik Institut für Tageslichttechnik Stuttgart, Deutschland

Kunstlichttechnik Lichtdesign Ingenieurgesellschaft mbH, Köln

Signaletik Trix Wetter, Zürich

Fotos © Heinrich Helfenstein
© Gaston Wicky

Auszeichnungen Mies van der Rohe Award for European Architecture, 1999 – Finalist

Umbau und Anbau Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz»

Die Villa am Römerholz erfährt mit dem An- und Umbau ein weiteres Mal eine bauliche Veränderung. 1915 wurde das Wohnhaus im Auftrag des damaligen Besitzers Heinrich Ziegler-Sulzer vom Genfer Architekten Maurice Turrettini im Stil eines französischen Landhauses gebaut. 1924 erstand Oskar Reinhart das Haus und liess 1925 vom selben Architekten einen Galerieanbau zur Unterbringung seiner im Wachsen begriffenen Kunstsammlung erstellen. Nach seinem Tod 1965 vermachte Oskar Reinhart die Liegenschaft mitsamt der international bedeutenden Sammlung der Eidgenossenschaft. Nach einem grundlegenden Umbau wurden 1970 das Erdgeschoss des Wohnhauses und die Galerieräume als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die neuerlichen Umbau- und Renovationsarbeiten gelten den veränderten lichttechnischen, betrieblichen und sicherheitsmässigen Anforderungen, die heute an Museumsräume gestellt werden*. Das Hauptaugenmerk kommt dabei der verbesserten Präsentation der hochkarätigen Kunstwerke zu. Die architektonischen Mittel zur Erreichung der divergenten Anforderungen reichen vom Ersetzen zweier bestehender Ausstellungsräume durch neu gebaute über einfache Renovierungssarbeiten bis hin zum weitgehenden Wiederherstellen der historischen Raumdispositionen und Materialisierungen. Die Bauaufgabe gliedert sich in der Folge in eine Vielzahl von differenzierten Eingriffen. Darunter fallen beispielsweise die räumliche Trennung des Eingangsraumes von der Garderobe - um mehr Platz für den Empfang der Besucher zu schaffen-, die Rückführung der räumlichen Anordnung des ehemaligen Esszimmers, die Wiederherstellung von ehemaligen Fenstern zur Belichtung von Skulpturen, die Rekonstruktion der früheren Parkettböden in den Galerieräumen, aber auch das Hinzufügen von vorgehängten, geätzten Gläsern im Laternenbereich der grossen Galerie oder das Einsetzen von sensorgesteuerten Lamellen zur Regulierung der Lichtstärke.

Die gewichtigste Änderung sind die drei neuen Ausstellungsräume, welche den Übergang zwischen dem ehemaligen Wohnhaus und dem Galerieteil markieren. Die drei Räume besitzen entsprechend ihren künftigen Exponaten verschiedene Grössen und Proportionen. Der grössere Raum soll Ölbilder aufnehmen, die beiden kleineren Räume sind für lichtempfindliche Grafiken vorgesehen. Alle drei Räume werden durch Tageslicht belichtet; elektronisch gesteuerte Lamellen dämpfen die Lichtintensität. Eine lampenartig von der Decke abgehängte Oberlichtverglasung verteilt das Licht gleichmässig im Raum.

Nach aussen zeichnen sich die neuen Ausstellungssäle mit den Oberlichtaufbauten als geschlossene, sich nach oben verjüngende Kubaturen aus Beton ab. Gelenkartig zwischen den Wohnbau und den Galerieteil geschoben, schliessen sie den Eingangshof stirnseitig ab. Die Dachflächen sind wie der bestehende Galerieteil mit Kupferblechen eingedeckt. Grosse, vorgefertigte Betonelemente bilden die Verkleidung der Wände und der zurückspringenden Oberlichtaufbauten - Betonelemente, denen zwei der hauptsächlichen Materialien der bestehenden Villa, Jurakalkstein und Kupfer, als zerkleinerte Ingredienzen beigefügt wurden. Das Kalksteinmehl und das Kupferpulver führen kombiniert zu einer rasch einsetzenden Oxidation und damit zu einer Grünfärbung der Betonplatten. Mit Kupferionen angereichertes Dachwasser verstärkt den Verfärbungsprozess der Fassaden im Lauf der Zeit noch. Der Neubau soll durch diese beschleunigte Patinierung eine Art ‚Zeitreise' zu den beiden älteren, historisierenden Gebäudeteilen machen - im Sinne einer ‚alchemistischen' Adaption des Neubaus an den genius loci.

 

* Zusätzliche Information:
Der Bund beschloss anfangs der Planungsphase allgemeine Sparmassnahmen, welche auch das Umbaubudget für die Sammlung Oskar Reinhard «Am Römerholz» betrafen. Die finanziellen Mittel wurden halbiert, sodass von einer umfassenden Sanierung abgesehen werden musste. 2009/2010 erfolgte daraufhin eine nachgeschaltete Renovationsphase ohne Beteiligung von Gigon/Guyer. Diese umfasste u.a. den Bau eines neuen Kulturgüterschutzraumes, die Gastroküche, die Toilettenanlage, die Museumspädagogik und Anpassungen in den Bereichen Museumstechnik durch P&B Architekten.

Ort Winterthur

Nutzung Renovation und Umbau ehemaliges Wohnhaus Villa «Römerholz»: Eingangshalle, Ausstellungsräume, Café
Neubau: 3 Ausstellungsräume

Wettbewerb 1993, 1. Preis

Planung/Ausführung 1995–1998

Bauherrschaft Bundesamt für Bauten und Logistik, Bern

Geschossfläche 136 m2 (drei neugebaute Ausstellungsräume)
Hauptnutzfläche (SIA 416): 1‘000 m2 (gesamte renovierte Ausstellungsfläche)

Team GG Planung/Ausführung: Andreas Sonderegger (Projektleitung), Markus Jandl, René Kümmerli
Wettbewerb: Raphael Frei, Michael Widrig, Judith Brändle

Landschaftsarchitektur Kienast Vogt Partner, Zürich

Elektrotechnik Elkom Partner AG, Chur

Haustechnik Waldhauser Haustechnik AG, St.Gallen

Tageslichttechnik Institut für Tageslichttechnik Stuttgart, Deutschland

Kunstlichttechnik Lichtdesign Ingenieurgesellschaft mbH, Köln, Deutschland

Signaletik Trix Wetter, Zürich

Fotos © Andrea Helbling
© Harald F. Müller

Einfamilienhaus im Kanton Zürich

Die Parzelle liegt am Rande der Einfamilienhauszone eines Dorfes, angrenzend an Obstbaumkulturen und mit Sicht auf den nahe gelegenen See. Rigide örtliche Bauvorschriften suchen hier die ländliche Idylle um den See zu bewahren.
Der Baukörper ist an die nördliche Landwirtschaftsgrenze gerückt und parallel zu See und Hang gestellt, um den Räumen entweder die Seesicht gegen Norden oder ein maximales Mass an Sonne zukommen zu lassen. Ein mit hölzernen Spalieren begrenztes, vorgelagertes Gartengeviert mit Gartenhaus definiert den südlichen Grünraum zwischen den Nachbarhäusern.
Die Raumanordnung im Hausinneren kommt ohne Korridore aus. Im Erdgeschoss ist eine auf den südlichen Garten blickende Essdiele den Zimmern und der Küche vorgelagert. Diese Grundrissanordnung wird im Obergeschoss wiederholt: Der Vorraum bildet hier die Spieldiele für die Kinder.

Innerhalb der vorgeschriebenen Neigungswinkel faltet sich das Dach in einer Art Wellenbewegung über das gesamte Volumen: Beginnend bei der Garage, steigt es im Bereich des Treppenhauses steil an, flacht über dem Dachgeschoss noch einmal ab und neigt sich nach dem First in ununterbrochener Fläche nach Nordwesten, um gegen die Wetterseite ein Vordach auszubilden. Sämtliche Nebenräume sind folglich direkt unter der Dachschräge angeordnet.
Das Haus ist aus isolierendem Einsteinmauerwerk gebaut; innen angeschlagene Holzfenster bilden tiefe, hölzern verkleidete Leibungen aus. Klappläden sind im offen Zustand in die Leibungen einfaltet. Im geschlossenen Zustand wirken die Fensteröffnungen durch die Läden gleichsam kistenartig «verrammelt». Das Holzwerk ist bis auf die Simse rot gestrichen. Ein mineralischer Kalk-Zement Verputz und naturfarbene Betonziegel – ebenfalls bestehend aus Kalk und Zement – bilden die äusserste Schutzschicht. Bei Regen verfärben sich Dach und Fassaden dunkel grau und trocknen anschliessend aquarellartig wieder aus.

Ort Kanton Zürich

Nutzung Einfamilienhaus

Beauftragung 1992

Planung/Ausführung 1992–1994

Bauherrschaft privat

Geschossfläche 508 m2

Team GG Dieter Bachmann (Projekt-/ Bauleitung), Michael Widrig, Roberto Azzola, Eva Geering

Bauleitung Annette Gigon / Mike Guyer Architekten, Zürich

Bauingenieur Aerni + Aerni, Zürich

Fotos © Christian Kerez

 

Erweiterung Kunst Museum Winterthur / Beim Stadthaus

Die lange Zeit geplante, schliesslich in Form eines Provisoriums verwirklichte Erweiterung des Kunst Museum Winterthur / Beim Stadthaus schafft die räumlichen Voraussetzungen, nicht nur Wechselausstellungen, sondern auch die umfangreiche Sammlung des Kunstvereins permanent zu präsentieren.

Das neue Gebäude ist über eine Passerelle mit den Museumsräumen des Altbaus von Rittmeyer & Furrer verbunden. Die Ausstellungsräume der Erweiterung sind schlichte, recht­wink­lige Räume mit nach Nor­den gerichteten Shedoberlichtern. Durch ein einfaches Raster wird die ca. 1000 Quadratmeter messende Grundfläche in verschiedene Räume mit unter­schiedli­chen Grössen und un­ter­schiedlichen Proportio­nen ge­teilt. Während des Rundgangs betritt man die einzelnen Räume an jeweils unterschiedlichen Stellen, so dass sich für den Besucher der Eindruck feiner räumlicher Differenzierung einstellt. Drei grosse Fenster bilden Ausblicks- und Orientie­rungsmög­lichkeiten. Entsprechend der kostenbedingten, indu­striebauartigen Kon­struktions- und auch Belich­tungsweise des Gebäudes ist auch die Grundrissanlage ohne Er­schliessungsräume sehr ökonomisch und rationell. Die Eingeschossigkeit der Museumsanlage erlaubt neben der Belichtung aller Räume mit zenitalem Licht eine flexible Zuordnung der Räume zu verschiedenen Ausstellungsgruppen.

Ohne in den Ausstellungsräumen provisorisch zu wirken, gehorcht der Erweiterungsbau in seiner konstrukti­ven und materialmässigen Beschaffenheit weitgehend den Gesetzen eines Provisoriums. Diese Haltung bedingt einen schichtwei­sen, quasi zweigesichti­gen Auf­bau: gewohnte, dauerhafte und möglichst fugenlose Materia­lien in den Innenräumen und additive, rasch montier- und demontierbare, rezyklierbare Ele­mente als Kon­struktion, Isolation und Verklei­dung. So ist das Innere des Gebäudes vorwiegend massiv in die tragende, leichte Stahlkonstruktion hin­ein­gebaut. Gipsmauerwerk bildet grossflächige, fugenlose Wände, und ein gegossener, schwimmender Hartbe­tonboden dient dazu, grössere Lasten aufzunehmen.
Die Isolation erfolgt mit handelsüblichen, Isolati­ons­kas­setten, die frei spannend auf der Stahlkonstruktion befestigt werden. Mit diesen vorverzinkten, perforierten Kassetten sind die Deckenuntersicht des Erdgeschosses und die Fassaden isoliert. Den Wetterschutz der Kassetten übernehmen feuerverzinkte Bleche auf dem Dach und vertikal aneinander gereihte Glasprofile an den Fassaden. Dieselben Glasprofile, mit Luftzwi­schen­räu­men versetzt, dienen im Erdgeschoss dazu, die Parkplätze zu belich­ten und zu belüf­ten, während sie gleichzeitig den scheinbar über der Garage schwebenden Museumsbau «erden».

Ort Winterthur

Nutzung 9 Ausstellungsräume, Passerelle zum bestehenden Museum, Parkfläche im offenen Erdgeschoss

Wettbewerb 1993, 1. Preis

Planung/Ausführung 1994–1995

Bauherrschaft Kunstverein Winterthur

Geschossfläche 2'364 m2

Team GG Planung/Ausführung: Michael Widrig (Projektleitung), Stefan Gasser
Wettbewerb: Michael Widrig

Bauingenieur Branger & Conzett AG, Chur

Haustechnik Waldhauser Haustechnik AG, Basel

Tageslichttechnik Institut für Tageslichttechnik Stuttgart, Deutschland

Kunstlichttechnik Lichtdesign Ingenieurgesellschaft mbH, Köln, Deutschland

Fotos © Heinrich Helfenstein

Auszeichnungen Mies van der Rohe Award for European Architecture – Finalist, 1997